Lebensstory von Kg Hoefer
Erinnerungen von Karlgeorg Hoefer
handschriftlich niedergeschrieben im Mai/Juni 1999.

Erinnerungen an meine erste Lebenszeit ist, dass ich im Pfarrhaus Deutsch-Wartenberg in Niederschlesien in der Volksschule als Lehrer einen Kantor John hatte, der uns das Schreiben auf der Schiefertafel mit dem Griffel beibrachte. Die Schriftformen entsprachen (im Druck) der „Englischen Schreibschrift“. Beim Schein der Petroleumlampe übte ich zu Hause von 1920 bis 1924 schreiben, lesen und rechnen. Mein Vater Otto Hoefer, evangelischer Ortspfarrer, brachte mich 1924 mit dem Fahrrad zum Gymnasium nach Neusalz an der Oder. Vorher war ich um das Brennen unserer Karbidlampe am Fahrrad bemüht.
Ich hatte drei Geschwister: Marianne, Martin und Gottfried. Meine Mutter Helene Dinglinger – an die ich keine Erinnerung habe – kam wegen Schizophrenie in eine schlesische Heilanstalt. Deshalb gab mein Vater uns drei Brüder zur Erziehung in ein Internat (Wichernstift in Hamburg).


Lehre und Ausbildung
Nach Abschluss im Realgymnasium begann dort meine 4-jährige Lehrzeit in der Agentur des Rauhen Hauses (1930). Mit der Schul- und Lehrzeit wuchs meine Neugier und der Weitblick in der großen Hafenstadt. Dem Internat bin ich für Erziehung und Bildung sehr dankbar geblieben.
In der Lehrzeit hatte ich Vorliebe beim Handsatz und Satzschriften, die von Prof. Rudolf Koch entworfen. Da zog es mich zum Studium hin.

Vorher genügte ich in einer zweijährigen Dienstzeit als Arbeitsmann im RAD Dejendorf bei Hamburg. Danach war ich 1 Jahr Akzidenzsetzer in meiner Lehrdruckerei. Zum Militär wurde ich für 1 Jahr im 2. Inf. Reg. 69 Schwerin eingezogen (1935 – 1936) Von 1936 – 37 diente ich im berittenen 8. Art. Reg. 22 Verden a.d. Aller, ging als Gefreiter ab.

Von 1937 – 39 studierte ich an der Kunstgewerbeschule in Offenbach am Main Typographie und Schrift. Wichtigstes Ereignis in dieser Zeit war das Kennen lernen meiner Mitschülerin Maria Rein, die ich 1941 heiratete (geb. 17. 3. 1913 gest. 20. 10. 1998).
Mein Ausbilder in Hamburg, Georg Lohrer, holte mich in seinen Druckereibetrieb nach Potsdam als Graphiker und Betriebsassistent.
Kriegszeit
Schon im August 1939 wurde ich eingezogen. Ich diente beim 10. I.Rg in Potsdam vom Sept. bis Nov. 1939. Dann vom Nov 1939 bis Mai 1942 im Inf.-Pionier-Zug I.R.310 als Unteroffizier, später wurde ich Feldwebel. Zum Einsatz kamen wir von Döberitz aus in Bremerhafen auf den Panzerkreuzer „Karlsruhe“ mit Seegefecht vor Norwegens Küste (4 1/2 Stunden!) am 9. 4. 1940. Ich erhielt in der Nacht Auftrag zu den Aufzeichnungen des vorgesehenen Kommandos unserer Truppenteile in der Stadt Kristiansand. Dadurch waren die Einheiten (wie unser Pionierzug) rechtzeitig vorinformiert. Beim Ausladen vom Kreuzer wurden unsere Schnellboote von englischen U-Booten gestört. Wir befolgten die Kommandos an Land. Dafür dass unser Pionierzug für die Entwaffnung des norwegischen Regiments sorgte, mit Einnahme des Nickelwerkes verbunden – erhielt ich mit zwei anderen Zugführern durch den Kommandeur 1940 in Norwegen das Eiserne Kreuz 1 und 2 verliehen.
Weil meine beiden Brüder Martin und Gottfried gefallen waren, wurde ich im Juni 1942 bis März 1943 versetzt zum „Wehrmachtverlustwesen“ Berlin zu statistischen Darstellungen von Heer Marine und Luftwaffe im Oberkommando der Wehrmacht.
Eine neue Versetzung erfolgte im April 1943 bis Februar 1944 zum „Wehrmachtsgräberoffizier 40“ in Reval. Dort wirkte ich als Bürofeldwebel und Umbetter. Vom März bis September 1941 wurde ich an die Front versetzt zum 5. Sturm-Btl. 18 als Feldwebel und Zugführer. Unter Einsatz der „Stalinorgel“ geriet ich in russische Gefangenschaft für ein Jahr lang – ich galt als vermisst. Danach ab Dez 1945 fand ich Anstellung beim Werbeberater K. H. Adam in Berlin als Gebrauchsgraphiker.


Werkkunstschule Offenbach
1946 wurde ich als „Lehrer für Schrift“ in Offenbach angestellt. Unsere Familie bekam Nachwuchs Margret in Uslar 1947 und Otmar in Offenbach 1953. In Offenbach zogen wir in die Paterrewohnung in der Scheffelstraße, später in die Spießstraße. Wegen Preissteigerung entschieden wir uns zum Kauf eines Hauses im Weilburger Weg. Nach ihrem Studium zogen die Kinder Jochen, Margret und Otmar nach und nach aus. Ich lehrte 33 Jahre Schriftanwendung in Offenbach. 1979 erhielt ich die Professur.

Nach meiner Entlassung aus dem Schuldienst erhielt ich 9 Jahre Lehraufträge zur Leitung der Sommerschulen in Kalifornien und anderen amerikanischen Städten. (Los Angeles, San Francisco, Portland Oregon, Boston, Minneapolis - St.-Paul, Portland Maine, Washington und mit Ausstellung in New York.)
Weitere Workshops erhielt ich auf Einladung in Ostmalle, Belgien, in Hochschule Leipzig, Hochschule Basel, Große Sommertage in Alden/Biesen, Belgien. Einladung zum Festvortrag 1995 bei „Society for Calligraphiy“ in Los Angeles und bei „Friends of Calligraphy" in San Francisco.

Gründung der Schreibwerkstatt Klingspor für Jedermann.
1982 wendete ich mich an den Oberbürgermeister und an den Kulturdezernenten der Stadt Offenbach Ferdi Walter mit der Bitte, eine Schreibwerkstatt für Jedermann einrichten zu dürfen.
Nach dem von mir und meiner Frau Maria gehaltenen Vortrag im Klingspor-Museum über die Erfahrungen in Kalifornien, wo ich 4 Wochen Sommerkurse in Kalligraphie gehalten hatte, trugen sich spontan 25 Interessierte in eine Liste für Kalligraphiekurse ein.
1987 wurde die „Schreibwerkstatt Klingspor Offenbach, Förderkreis Internationaler Kalligraphie e.V.“ als ein gemeinnütziger Verein gegründet. Ab 1988 veranstaltete die Schreibwerkstatt Klingspor jährlich zwei 4-tägige Sommerschulen auf dem Schwanberg bei Rödelsee/Kitzingen. Mehrere Ausstellungen wurden von der Schreibwerkstatt gehalten: 1987 Ausstellung im Klingspor-Museum, 1988 im Deutschen Institut für Pädagogische Forschung in Frankfurt/M., 1989 im Rathaus der Stadt Viernheim und im Bürgerhaus Sprendlingen. 1991 Collegno Turin, Italien. 1997 Ausstellung im Bürgerhaus Sprendlingen, 1998 Ausstellung im Palmengarten Frankfurt (typomedia ’97 von Linotype ), 1999 Ausstellung im Palmengarten Frankfurt (typomedia ’98 von Linotype ).
Ich wurde 1996 zum Ehrenvorsitzenden der Schreibwerkstatt ernannt.

Seit 1993 verfügte die Schreibwerkstatt über ein eigenes Archiv in der Kaiserstraße 11, in Offenbach. Hier fanden Ausstellungen, Vorträge und Versammlungen statt.
Das Archiv ist am 8. Februar 2009 als das "Karlgeorg und Maria Hoefer Archiv" von der Schreibwerkstatt Klingspor in Offenbach RUmpenheim neu eröffnet worden. Der neue größere Raum hat jetzt Platz für alle Werke, die bei Sohn Otmar Hoefer zwischengelagert waren. Der Raum wird außerdem für Ausstellungen, Vorträge, Versammlungen und Workshops dienen.

Aktivitäten der Schreibwerkstatt Klingspor im Ausland:
verschiedene Gruppenreisen fanden nach San Francisco und New York statt, bei denen die Teilnehmer ihre Arbeiten ausstellten.
Auch in Belgien und in den Niederlanden beteiligten wir uns an Kalligraphiekursen, die ich zum Teil selbst leiten durfte.
Ein Kollege von mir, Gottfried Pott, gab zusammen mit Herbert Maring in dessen „Kalligraphie Edition“ ein Buch über mein Werk heraus „Schriftkunst, Letter Art Karlgeorg Hoefer“ mit deutsch und englischen Text. Es ist mehrfarbig bebildert und fand international besondere Anerkennung.

Gottfried Pott und Herbert Maring fanden in der Toscana auf der Höhe (Cesare del Monte) passende Unterrichtsräume und Unterkünfte. In mehreren Jahren hatte ein Teil unserer Schreibwerkstatt das Glück von Gottfried Pott speziell in historischen Formen der römischen Kapitalis ausgebildet zu werden.
Die Teilnehmer – mit Maria und mir – hatten einen großartigen Gewinn und genossen die Landschaft mit ihren berühmten Städten.
Es handelte sich immer um die gleichen Teilnehmer, die in der Anzahl gering und gleich beleiben musste. Von dem Ergebnis zehrt jeder noch nach Jahren, ebenso von den Eindrücken innerhalb der Gemeinschaft. Gottfried lehrte als Professor an der Fachhochschule in Hildesheim und übernahm bei den Kalligraphie-Kongressen in USA mehrere Workshops.
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